Dille & Kamille hat es schwer, sich für die Auswahl zu entscheiden: „Aber das Geld reicht nicht, um 7 Geschäfte pro Jahr zu eröffnen“


Die niederländische Haushalts- und Kochwarenkette Dille & Kamille eröffnet diese Woche in Nantes ihr erstes französisches Geschäft. Wenn die Franzosen massenhaft auf die nachhaltige Formel hereinfallen, wird CEO Hans Geels ein Luxusproblem haben. Bekommt der Wachstumsmarkt Deutschland den Platz oder wird es stattdessen das süße Frankreich sein?
Das Haushalts- und Kochgeschäft feierte im vergangenen Herbst sein 50-jähriges Jubiläum. Nach der Eröffnung des ersten Geschäfts in Utrecht wurde die Anzahl der Filialen stetig erweitert.
Das geht nicht so schnell, denn gerade zu Beginn war Dille & Kamille für viele seiner Zeit voraus. Es betont „das Innere und nicht das Äußere“. Kein Plastik, sondern Bio-Baumwolle.
Darüber hinaus möchte die Kette wachsen, ohne zu viel Kredit aufzunehmen. Der Vorteil: Das Unternehmen ist vergleichsweise glimpflich durch die Coronakrise gekommen. „Aber aufgrund der vorsichtigen Finanzpolitik ist derzeit nur noch Geld für die Eröffnung von etwa sieben Filialen pro Jahr vorhanden“, sagt Direktor Hans Geels im Gespräch mit RTL Z.
DeutschlandInsgesamt gibt es mittlerweile 53 Dille & Kamille-Filialen. Mehr als die Hälfte (28) davon entfallen auf die Niederlande, 15 davon befinden sich in Belgien. Letzten Monat wurde in Dortmund ein neues Geschäft eröffnet, womit die Gesamtzahl in Deutschland nun bei neun liegt.

In den Niederlanden und Belgien könne die Kette laut Geels noch etwas wachsen. In den Niederlanden sieht er Platz für insgesamt rund 40 Geschäfte und in Belgien für 20 bis 25. Geels sieht in beiden Ländern noch einige weiße Flecken. Und in manchen Städten, sagt er, sei Platz für mehrere Geschäfte. In Amsterdam gebe es beispielsweise bereits drei Geschäfte, es könnten aber noch zwei weitere hinzukommen, sagt er.
Vor allem in Deutschland sieht Geels Wachstumspotenzial. Das Land habe viermal so viele Einwohner wie die Niederlande, sodass Platz für rund 160 Filialen vorhanden sein könne, meint er. Alles in allem kann Dille & Kamille in diesen drei Ländern noch viele Jahre weiter wachsen.
Frankreich: nein/jaDass es in Frankreich ein Dille & Kamille geben würde, war zwar (noch) nicht die Absicht, aber ein bisschen war es dann doch so, so Geels. Die Kette ist seit 1994 in Brüssel und seit 2016 in Lüttich vertreten. Die Informationen zu den Produkten sind daher auch auf Französisch. Und die Tatsache, dass Dille und Kamille für Französischsprachige schwer auszusprechen sind (und die Wörter Dill und Kamille ihnen nichts sagen, weil sie auf Französisch „aneth“ und „camomille“ heißen), ist im französischsprachigen Belgien laut Geels kein Problem.
Die Idee war immer, dass Dille & Kamille es auch in Frankreich versuchen würden, aber Geels wollte nicht in zu vielen Ländern gleichzeitig starten. Aufgrund des deutschen Erfolgs wolle er sich nun vor allem auf das Wachstum dort konzentrieren. Und der Start in einem neuen Land ist immer mit Risiken verbunden.
FranchisegeberAber dann gab es das französische Paar Cécile und Timothée Libersart, sagt Geels. Sie waren verrückt nach Dille & Kamille und sahen eine Chance für die Formel in Frankreich.
Sie hätten lieber das Recht gehabt, Dille & Kamille-Geschäfte in ganz Frankreich zu eröffnen, aber Geels möchte das lieber selbst in der Hand behalten. Dies liegt auch daran, dass dadurch für Dille & Kamille mehr Gewinn entsteht, als wenn ein Teil des Gewinns an die Franchisenehmer geht.

Nun wurde vereinbart, dass das Ehepaar Libersart in vier Städten Franchise-Geschäfte eröffnen darf, quasi als Test für den französischen Markt. Neben Nantes sind dies Rennes, Angers und Le Mans.
Oder selber machen?Sollte Frankreich erfolgreich sein, würde das für Geels ein Dilemma bedeuten. Sollte es dem französischen Paar gestattet werden, weitere Franchise-Geschäfte zu eröffnen, oder werden Dille & Kamille das selbst tun?
Franchisegeber ermöglichen Ihnen schnelleres Wachstum, da sie einen großen Teil der Investitionen übernehmen. Und je weiter weg, desto schwieriger ist es, Geschäfte zu betreiben, man kann nicht einfach an ihnen vorbeifahren und die Kunden sind möglicherweise andere als in den Niederlanden. Unternehmer, die den lokalen Markt kennen, sind im Vorteil.
Doch schnelles Wachstum ist nicht unbedingt das Ziel. Der Die Kette befindet sich größtenteils im Besitz der Erben des Gründers. Wir lassen uns nicht von Aktienkursen und Quartalszahlen beeinflussen, wir bauen langfristig.“
Weitere MöglichkeitenMittlerweile prüft Geels auch andere Optionen als die Eröffnung von Filialen, hat aber bisher noch nichts Konkretes ergeben. Dies liegt auch daran, dass die Eröffnung neuer Geschäfte jetzt sowohl hinsichtlich des Umsatzes als auch des Ergebnisses am meisten einbringt.
So wurde beispielsweise die Inneneinrichtung der Dille & Kamille-Zentrale vom Unternehmen selbst entworfen und eingerichtet. „Wir bekommen viele Komplimente, also sind wir offenbar gut darin, Atmosphäre zu schaffen“, sagt Geels.
„Damit kann man zwar etwas anfangen, zum Beispiel kleine Hotels eröffnen, aber das kostet viel Geld. Wir investieren unser Geld mittlerweile lieber in Projekte, die eine größere Chance auf kommerziellen Erfolg haben. Und um ein Hotel zu betreiben, muss man mit einem anderen Unternehmen zusammenarbeiten“, sagt Geels. Seiner Ansicht nach sollte es nicht zu groß angelegt sein.
In anderen Geschäften zu verkaufen?Geels sieht auch Chancen für die Marke Dille & Kamille. „Wir sind eine Einzelhandelsmarke, aber wir sind auch eine Produktmarke.“ Sie können die Produkte mittlerweile auch außerhalb der (Web-)Shops von Dille & Kamille kaufen, dies geschieht derzeit jedoch nur in sehr geringem Umfang.
„Viele Verbraucher wissen nicht einmal, dass es uns gibt“
Wenn Ihre Produkte auch in anderen Geschäften erhältlich sind, ist das gut für Ihren Umsatz. Allerdings müsse man dann eine hohe Provision zahlen, sagt Geels. „Wir verdienen deutlich mehr am Umsatz in unseren eigenen Filialen.“
„Und wenn man in einem anderen Geschäft im Regal steht, fehlt den Kunden das Erlebnis, das wir in unseren eigenen Geschäften schaffen. Die Kunden sagen, sie kommen vor allem wegen der Atmosphäre zu uns.“
Keine WerbungBisher gelang es Dille & Kamille, diese Kunden auch ohne große Werbekampagnen zu gewinnen. Zwar postet sie regelmäßig auf Facebook und Instagram, wo beispielsweise Mitarbeiter im Geschäft ihre Lieblingsprodukte zeigen. Die Kette arbeitet auch mit Mikro-Influencern zusammen. „Viele Verbraucher wissen gar nicht, dass es uns gibt, obwohl wir wirklich für alle da sein wollen.“

Es gibt also noch eine ganze Welt zu gewinnen. „Die Verbraucher, die zu uns kommen, sind begeistert“, sagt Geels. „Eine Tasche mit unserem Logo darauf ist eines unserer meistverkauften Produkte, was für uns natürlich auch Marketing ist.“
„Erheblicher Gewinn“Trotz des nahezu völligen Fehlens von Marketing sei das Jahr 2024 laut Geels finanziell „sehr gut“ verlaufen. Der Nettogewinn stieg um 67 Prozent auf 3,5 Millionen Euro im Jahr 2024. 2025 wird laut Geels „wieder sehr gut“.
Im Jahr 2023, dem letzten veröffentlichten Zahlenjahr, sank der Gewinn sogar von 2,9 Millionen Euro auf 2,1 Millionen Euro. Grund hierfür waren die enormen Lohn- und Mietsteigerungen. Zwar stieg der Umsatz damals, allerdings um 11,5 Prozent auf 77 Millionen Euro.
In diesem Video sieht man, dass viele Verbraucher nachhaltig sein möchten und auch bei Recyclingketten einkaufen:
RTL Nieuws